Mein Lieblingsfußballverein Hannover 96 wird heute 122 Jahre
alt. Das ist Grund genug für mich meinen heutigen Post nachträglich einem weiteren
Geburtstagskind zum runden Geburtstag zu widmen: Die Fløibanen in Bergen feiert
dieses Jahr ihren 100. Geburtstag.
Natürlich wurde das mit einer kleinen Veranstaltung im
Januar, am Jahrestag, gefeiert. Ich habe es mir im Januar nicht nehmen lassen
und war natürlich dabei und habe versucht mit ein paar Bildern die Atmosphäre
einzufangen. Über Ostern gab es dann auch eine kleine Ausstellung rund um die
Geschichte der Fløibanen.
Zuerst ein paar Daten und Fakten
Die Standseilbahn ist wohl die beliebteste Attraktion in
Bergen und die Zahlen sprechen für sich. Jedes Jahr wird kontinuierlich ein
neuer Besucherrekord aufgestellt. Im vergangenen Jahr waren es über 1,8 Millionen Besucher.
Aber natürlich wird die Fløibanen auch von den Einheimischen mit Eigenheim am
Berghang genutzt – alle halbe Stunde stoppt die Bahn daher auch an den drei
Zwischenstationen.
Erstmals am 15. Januar 1918 in Betrieb genommen, ist seit
2002 die vierte Generation der Fløibanen im Einsatz. Die beiden Bahnen tragen
die Namen „Blåmann“ und „Rødhette“ und haben – wie die Namen erahnen lassen –
die Farben blau und rot. Die Bahnstrecke ist gerade mal 848 m lang und die maximale Steigung beträgt
26°. Nach gut 6-8 Minuten Bahnfahrt erreicht man dann die Aussichtsplattform,
die 320 m über dem Meeresspiegel liegt und je nach Wetter eine atemberaubende
Aussicht über Bergen bietet.
Fløibanen im Jahr 1918 – Das Motto einer kleinen Geburtstagsfeier
Am 14. Januar wurden sonntags alle herzlich eingeladen
vormittags die Bahn gratis zu nutzen, um an den Feierlichkeiten auf dem
Aussichtsplateau teilzunehmen. Das Programm: Livemusik aus den 1910 und 1920er
Jahren, eine Rede des damaligen Direktors Platou (mit freundlicher Unterstützung gespielt von Mitarbeitern des Bymuseets/Stadtmuseums) und Besichtigung des
Maschinenraums mit dem technischen Chef I. Eriksen. Fløibanen-Mitarbeiter und auch einige
Besucher waren in Trachten aus dem Jahr 1918 gekleidet, was dem ganzen eine
besondere Atmosphäre gab.
Besonders interessant war, dass man den Maschinenraum
besichtigen konnte, wo sich das Antriebsrad und weitere Maschinen befinden. Leider ist mein technisches Vokabular im Norwegischen noch
nicht so gut, aber ein paar Infos konnte ich doch verstehen. Zum Beispiel
verfügen die Bahnen über Bremsen, diese sind aber für den Notfall gedacht.
I.d.R. werden die beiden Wagen der Bahn durch die Wagenführer in der
Geschwindigkeit runterreguliert bis sie quasi von selbst durch das Gegengewicht
der anderen Bahn (sie sind ja durch ein Seil miteinander verbunden) zum
Stillstand kommen. D.h. aktiv gebremst wird nicht.
Ich konnte im Gespräch mit dem technischen Chef nun auch
endlich eine Frage loswerden, die mich seit Beginn meiner Tour Guide Saison
letztes Jahr beschäftigte: Wenn während der letzten Tour um 23 Uhr eine Bahn
hinunter fährt und die andere hinauf, wie kommt der Wagenführer der
hinauffahrenden Bahn wieder hinunter? Nacht-Spaziergang zum Feierabend oder
Übernachtung auf dem Berg?
Natürlich nicht. Es gibt mittlerweile die Möglichkeit, dass
die Bahnen ohne Passagiere und auch ohne Wagenführer fahren D.h. der Wagenführer
kann mit der oberen Bahn wieder nach unten, während die untenstehende Bahn ohne
Bahnführer und ohne Passagiere hinauffährt. Damals bei Eröffnung der Bahn wurde
für die Wagenführer ein Schlafraum eingerichtet – denn damals musste der
Wagenführer der letzten Schicht, der oben „strandete“, dort übernachten.
Die
damalige Technik ließ ein Fahren der Bahnen ohne zweiten Wagenführer nicht zu. Und nicht nur die technischen Bedingungen waren damals anders, sondern auch sonstiges Equipment von Arbeitskleidung bis Fløibanen-Ticket sah im Jahr 1918 anders aus wie man rund um Ostern in der Jubiläums-Ausstellung sehen konnte.
Für diejenigen unter euch, die bei ihrem nächsten Besuch in Bergen, den Fløyen und die Fahrt mit der Bahn mit ihrem Panoramadach genießen möchte, werde ich im kommenden Post ein paar Infos und Links zusammentragen, mit denen ihr euch näher informieren könnt, was es alles auf dem Fløyen zu erleben gibt.
Bis dahin
Eure Kristina
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