Sonntag, 4. Juni 2017

På søndagstur


Vergangene Woche waren meine Eltern zu Besuch hier in Bergen. Ich konnte mich also an den Tagen, an denen ich nicht sowieso schon als Tour Guide für diverse Kreuzfahrtschiffe unterwegs war, voll und ganz austoben und meinen Eltern die Stadt Bergen zeigen - bei guten und bei schlechtem Wetter, wie sich das in Bergen gehört.

Neben einem ausgiebigen Stadtrundgang (bei Sonnenschein) und dem Besuch der Stabkirche in Fantoft und dem Freilicht-Museum Alt-Bergen (bei Regen), stand auch eine Wanderung auf dem Programm. Und wie sich das hier in Norwegen gehört, haben mein Papa und ich die Wanderung an einem Sontag gemacht. Hier in Norwegen hat nämlich die sogenannte Søndagstur große Tradition.

Unsere Sonntagstour sollte uns vom höchsten der sieben Stadtberge, dem Ulriken, über die Gebirgshochfläche Vidden zum Fløyen führen. An diesem Sonntag fand gleichzeitig auch die 7-Berge-Wanderung hier in Bergen statt, weshalb es am Ulriken und am Fløyen ordentlichen Gegenverkehr von tausenden Wanderern gab. Wer alle sieben Berge an einem Stück auf der vorgegebenen Route abwandert, hat am Ende gut 3,5 skandinavische Meilen (1 Meile = 10 km) und in Summe 2.400 Höhenmeter hinter sich gebracht.

Aussicht vom Ulriken an einem sonnigen Tag

Wir haben uns an diesem Tag mit rund 13 km über den Vidden zufrieden gegeben und haben es uns auch noch leicht gemacht indem wir den Ulriken nicht hochgewandert, sondern einfach mit der Gondel hochgefahren sind. Es waren schlicht weg zu viele Leute unterwegs; denn an der 7-Berge-Wanderung haben rund 6.000 Leute teilgenommen, die am Sonntagvormittag alle den Ulriken hinauf- und hinab gewandert sind.

Das Wetter war ziemlich gnädig mit uns. Obwohl Regen vorgesagt war, war es lediglich bewölkt und zum Ende der Tour kam auch noch die Sonne raus. Zum Glück führte die 7-Berge-Wanderung nicht über den Vidden, sodass wir relativ ungestört vor uns hinwandern konnten. Um es den Norwegern gleich zu tun, hatten wir selbstverständlich auch unser "Matpakke" (Lunchpaket) dabei, um uns bei kleinen Pausen zu stärken.

Das was mich aber immer wieder fasziniert, ist, dass an Wanderwegen, wo man seinen Weg über das Gestein suchen muss und ich drei Mal überlege, wo ich meinen Fuß als nächstes hinsetze um mich nicht lang zu machen, es Leute gibt, die einfach so gemütlich vor sich hin joggen. ;-) Genauso interessant: Auf dem Weg trafen wir eine norwegische Familie mit vier Kindern - Mutter mit Säugling vor der Brust, Vater mit ca. 2 jährigem Kind auf dem Rücken und die beiden anderen ca. 4 und 6 Jahre alten Kinder marschierten neben her ohne Mucken und Murren. Lange Strecken zu wandern gehört hier also zur frühkindlichen Erziehung dazu. Hätte mit mir und meiner Schwester damals im Familienurlaub sicherlich nicht geklappt...

Je näher wir dem Fløyen kamen, desto einfacher wurde übrigens der Weg. Ich würde also immer empfehlen mit dem Ulriken zu beginnen, da am Fløyen viele der Wege ausschließlich Schotterwege oder sogar gepflasterte Wege sind. Da macht es dann nicht mehr so viel, wenn die Kräfte und die Konzentration ein wenig nach lassen.

Aussicht vom Fløyen aus

Und weil ich kein Literaturnobelpreisträger bin und auch in diesem Leben nicht mehr werde, verzichte ich auf eine nähere Beschreibung der Aussichten während der Wanderung und lasse euch lieber direkt einen Blick in meine Fotogalerie werfen. Noch besser wäre, ihr bucht einen Flug hierher und wandert selber mit mir in und um Bergen herum.

Bis bald
Eure Kristina

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