Sonntag, 21. Mai 2017

Gratulerer med dagen Norge

Ach ja, die Ereignisse hier in Norwegen überschlagen sich für mich regelrecht. Da komme ich gar nicht hinterher euch ordentlich von allem zu berichten. Ich fange erstmal mit dem wichtigsten Tag dieser Woche an - dem 17. Mai.

Der 17. Mai ist hier in Norwegen der Nationalfeiertag. Aber die Norweger feiern an diesem Tag nicht ihre Unabhängigkeit von Schweden in 1905 wie viele Leute fälschlicherweise immer glauben. Nein. Sie feiern ihre Verfassung. Diese wurde nämlich am 17.05.1814 in Eidsvoll von Christian Friedrich, dem Neffen des dänischen Königs, unterzeichnet und er selbst zum König gewählt.

Norwegen war bis Dato in einer Personalunion mit Dänemark, doch nachdem die Dänen an der Seite von Napoleon den napoleonische Krieg verloren hatten, forderte Schweden Norwegen als "Kriegsbeute" ein. Nur für kurze Zeit war Norwegen unabhängig und verabschiedete seine Verfassung bevor Norwegen tatsächlich dem Königreich Schweden zugesprochen wurde. Die Verfassung wurde allerdings weiterhin vom Schwedischen König anerkannt und sie hat - bis auf wenige Änderungen - bis heute bestand. (Ich weiß, ihr wollt das alles gar nicht wissen, aber ein bisschen Historie muss sein ;-) )

Grund genug also für die Norwegen jedes Jahr aufs Neue auf die Straße zu gehen und dieses Ereignis zu feiern.

Bereits in den letzten Wochen wurde Nahe der Bergenhus Festung ein Tivoli aufgebaut, sämtliche Blumenbeete rund um öffentliche Plätzen wie dem Musikpavillon oder dem Theater wurden mit Blumen in den Farben der Nationalflagge bepflanzt und auf den Balkonen und Dächern der Häuser wurden jede Menge norwegische Flaggen gehisst. Ich hatte selbstverständlich vorgesorgt und mir selber auch eine Flagge besorgt - ich bin ja kein Amateur. :-)

Da ich in der kurzen Zeit aber noch nicht in eine norwegische Familie eingeheiratet habe oder ausreichende norwegische Freunde finden konnte, kann ich euch ehrlich gesagt noch keinen typisch norwegischen 17. Mai beschreiben. Mir wurde allerdings gesagt, die Norweger beginnen den Tag mit einem recht frühen "Champagner"-Frühstück, um dann hinterher feuchtfröhlich auf der Straße weiter zu feiern.

Ich habe das einfach mal auf mich übertragen und habe den Tag um Punkt 09 Uhr mit einem "Cider"-Frühstück begonnen - Champagner wird sowieso überschätzt. Anschließend ging es dann Richtung Fischmarkt, wo ich ca. 2 Stunden die Parade bestaunt habe. Die verschiedensten Vereine und Institutionen haben an der Parade teilgenommen. Einer meiner Favoriten war die Fakultät für Zahnmedizin mit einem Wagen in Design eines Zahns und Karius und Baktus an Bord - ihr erinnert euch noch an die Geschichte? Auch der Wagen mit dem Thema "Spiel gut" war nicht schlecht. Und auch der Tennisverein war ein wenig kreativ.


Die für Bergen typischen und traditionellen Buekorps waren natürlich auch dabei und haben mit ihren Kapellen ordentlich den Marsch geblasen. Die Buerkorps sind Jugendorganisationen und beginnen mit ihren Proben meist ab März. In den letzten Wochen konnte man sie schon immer Spielen hören, egal wo man hier unterwegs war.

Buekorps
Ebenfalls mit von der Partie waren die Russ (sprich: Rüss). Die Russ sind die Absolventen der Oberstufen, die meist Ende April/Anfang Mai bereits anfangen ihren Abschluss zu feiern - den sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht haben. Das Ende der sogenannten "Russtiden" (Russzeit) ist dann der 17. Mai. Was ich besonders interessant finde: die Abschlussprüfungen werden wohl erst nach dem 17. Mai geschrieben. Hier wird also erst wochenlang gefeiert und dann die Prüfung abgelegt. 
Während der Russtiden laufen die Schüler auch permanent in Jumpsuits in blau, rot und teilweise in schwarz durch die Gegend. Eigentlich sollten die Farben ein Indikator dafür sein, wo die Schüler ihren Abschluss machen (rot = allgemeinbildendes Gymnasium, blau = Handelsgymnasium, schwarz = Berufsschule). Nachfragen bei den Russ auf der Straßen in den letzte Wochen haben aber ergeben, dass viele den Jumpsuit einfach in der Farbe bestellen, die sie persönlich besser finden. ;-) 

Auch schön anzusehen waren sämtliche Damen in ihren Bunads. Der Bunad ist die traditionelle Nationaltracht hier in Norwegen. Je nach Region variiert die Farbe und das Design des Bunad. Für Frauen ist der Bunad natürlich ein Kleid, für die Herren der Schöpfung gibt es dann selbstverständlich auch eine Variante - die war allerdings nicht so oft zu bestaunen. Die Herren der Schöpfung haben dann doch lieber einen Anzug vorgezogen. Ich hatte beschlossen, mangels klassischem Bunad, mein Outfit an den Farben der Nationalflagge zu orientieren.



Tagsüber gab es hier in Bergen an verschiedenen Orten natürlich auch diverse Konzerte, Ansprachen usw. Leider fing es gegen Abend an zu regnen, kurz vorm Abschlussfeuerwerk konnte ich mich aber doch aufraffen noch mal loszuziehen. Ansonsten hätte ich die völlig asynchron gesungene Nationalhymne der recht angeheiterten Norweger nicht mit erlebt. Auf die erste standesgemäß gesungene Nationalhymne muss ich also leider noch etwas warten. ;-) 

Mehr Fotos gibt es unter folgendem Link und dann soll es das für heute erstmal gewesen sein. 

Eure Kristina








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