Sonntag, 24. Dezember 2017

Episode 6: Eröffnung der "Pepperkakebyen"

Das norwegische Miniatur Wunderland aus Lebkuchen


Pünktlich zum Weihnachtsfest beglücke ich euch mit einem Post mit einem eher weihnachtlichem Thema - die winterliche Lebkuchenstadt Pepperkakebyen in Bergen.

Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit gibt es in Bergen die sogenannte 'Pepperkakebyen' zu bestaunen und das seit nunmehr 26 Jahren. Die Pepperkakebyen ist eine Stadt erbaut aus jeder Menge Lebkuchenhäusern, die von Kindergärten, Schulen, Firmen und Privatpersonen rund um die Stadt Bergen in Eigenregie gebacken und gespendet wurden. Es handelt sich also um eine Art Miniatur Wunderland aus Lebkuchen.

Montag, 18. Dezember 2017

Episode 5: Bäumchen wechsle dich - Teil 2

Umzug an zwei Fronten - Front Nr. 2: Norwegen


Auswandern nach Norwegen will gelernt sein. Auch wenn Norwegen mit zum Europäischen Wirtschaftsraum gehört und das Auswandern für EU-Bürger daher weitestgehend unproblematisch ist (oder sein sollte).


Die Grundregeln sind recht einfach
  1. Bis 3 Monate Aufenthaltserlaubnis ohne Registrierung - ab 3 Monaten ist eine Registrierung erforderlich
  2. Zwischen 3 und 6 Monaten hat man Zeit, um einen Job zu finden, sofern man sich als Jobsuchender registriert und nicht anderweitig seinen Unterhalt nachweisen kann
  3. Für EU-Bürger gilt: Aufenthaltserlaubnis = Arbeitserlaubnis. Um also alles Dingfest zu machen, muss einfach nur ein Job her. Denn im Umkehrschluss heißt es: Arbeitsvertrag = du darfst bleiben, denn du zahlst ja nun brav Steuern. ;-) 
  4. Wenn alle Stricke reißen: Heirate eine/n Norweger/in und du darfst sowieso bleiben. Wer gerade darüber schmunzelt, sollte wissen, dass ich zwischenzeitlich dachte, dass diese Variante eventuell die einfachere für mich wäre...

Sonntag, 17. Dezember 2017

Episode 5: Bäumchen wechsle dich - Teil 1

Umzug an zwei Fronten - Front Nr. 1: Deutschland


Als ich die verschiedenen Episoden der vergangenen Wochen angekündigt habe, habe ich mich für den Untertitel "Umzug an zwei Fronten und ihr ahnt es schon: Nichts anderes als Drama" entschieden. Wenn ich nochmals auf die Episode zurückblicke, würde "Nichts anderes als Stress und Enttäuschung" eher zu treffen und genau genommen ist die Episode noch nicht abgeschlossen. Wieso, weshalb, warum - Erklärung folgt genau jetzt.

Freitag, 15. Dezember 2017

Episode 4: Ein bisschen Wandern zum Entspannen

Warum Sonnenschein in Bergen IMMER für eine Wanderung genutzt werden muss


Nach dem BIFF, wo ich als Freiwillige neben zwei Jobs gearbeitet habe, hat es mich erst einmal umgehauen. Mein Immunsystem hat mir die rote Karte dafür gezeigt, dass ich am Ende eine ohnehin schon aufregenden Tour Guide Saison und einem September mit zwei Vollzeitjobs auf die wahnwitzige Idee gekommen bin noch ein paar extra Schichten als Freiwillige bei einem Festival zu schieben. Anfang Oktober war also erstmal eine dicke fette Erkältung angesagt. Mitte Oktober ging es dann aber wieder bergaufwärts. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Episode 3: BIFF - Bergen Internasjonale Film Festival

Wie man als Freiwillige am Infostand eines Filmfestivals sein Norwegisch poliert


Vom 26. September bis zum 04. Oktober fand im Bergen das Internationale Filmfestival (BIFF) statt. Bereits im Juli hatte ich mich online als Freiwillige gemeldet. Im Juli wusste ich noch nicht was jobmäßig nach der Tour Guide Saison kommen würde und hatte gewissermaßen mit etwas Freizeit im Sinne von Arbeitslosigkeit gerechnet.

Glücklicherweise hatte ich bereits ab September meine Festanstellung bei Magic Ice begonnen, sodass ein ziemlich großer Spagat notwendig war, um sowohl beide bezahlten Jobs (Tour Guide und Magic Ice) als auch die freiwillige Arbeit beim BIFF unter einen Hut zu bringen.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Episode 2: Sykkel-VM 2017

Heia Norge !!!


... konnte man entlang der Straßen in der Innenstadt Bergens ab dem 17.09 für gut eine Woche besonders häufig hören. Es war Zeit für die UCI Road Championships und Bergen befand sich mehr oder weniger im Ausnahmezustand. Das sämtliche Zentrum wurde von morgens ca. 08:00 Uhr bis abends 19:00 Uhr für sämtlichen Straßenverkehr gesperrt, da die Straßen für Trainingseinheiten und die Rennen selbst genutzt wurden. Nicht jeder Bergenser war erfreut über dieses Großevent.

Sonntag, 10. Dezember 2017

Episode 1: Kulturnatt i Bergen

Auch in Norwegen gibt es ab und an etwas umsonst...

...nämlich dann, wenn Kulturnacht ist und á la "Nacht der Museen" in Hannover sämtliche Museen über die normalen Öffnungszeiten hinaus bis Mitternacht geöffnet haben und mit freien oder vergünstigten Eintritten locken. Aber nicht nur das. Auch viele Chöre und Tanzgruppen haben am Abend die Stadt eingenommen und geben vor den Holzhäusern Bryggens oder in der Fußgängerpassage Torgallmenningen ihr Können zum Besten. Natürlich haben auch die kleineren Theaterbühnen an diesem Abend ihre Türen und Tore geöffnet und laden zum Besuch von kurzen Theatervorstellungen ein.

Es ist daher wahrscheinlich keine Überraschung, dass man vor lauter Programm natürlich die Qual der Wahl hatte womit man denn an solch einem Abend anfangen sollte.

Da im September die Kreuzfahrtsaison noch im Gange war und ich ohnehin Tag ein, Tag aus für die Touristen die Geschichte Norwegens, Bergens und meines Lebens runterbetete, habe ich mich gemeinsam mit meinen Freunden für leichte intellektuelle Kost an diesem Abend entschieden. Und das bedeutete, dass unser erstes Vorhaben in dieser Kulturnacht eine Fahrt mit dem wohl kleinstem "Schiff" in Bergen sein sollte.

Mit nur sieben Metern länge ist Beffen die wohl kleinste Fähre, die in Bergen verkehrt. Sie wird vor allem genutzt von Leute von der einen auf die andere Seite der bergensischen Bucht Vågen im Stadtzentrum zu bringen. Am Abend der Kulturnacht wurde die gut 4-minütige Überfahrt musikalisch von einem der Violinisten des philharmonischen Orchesters Bergen begleitet.

Nach der Überfahrt haben wir uns auf den zur Bergenhus Festung gemacht. Die Festung wurde im 13. Jahrhundert errichtet und beherbergt unter anderem den Rosenkrantz Turm, der heute noch von Touristen besucht und die Aussicht über die Bucht Bergens genossen werden kann. Der Weg den Turm hinauf ist natürlich mit jeder Menge Infotafeln gespickt rund um den Bau des Turms und rund um die Handelskämpfe, die in Bergen stattgefunden haben und zu dem Bau der ein oder anderen Festung geführt haben. Und fast beiläufig habe ich dabei herausgefunden, dass während meiner Sight Seeing Touren in meinen Erzählungen rund um die Festungen in Bergen die Kämpfe zwischen britischen und holländischen Handelsschiffen stets 100 Jahre zu früh statt gefunden haben. Ich gelobe hiermit Besserung für die nächste Tour Guide Saison. :-)

                                                Aussicht vom Rosenkrantz Turm bei Nacht - Richtung Hafen (li) und Richtung Bucht (re)

Lacher des Tages war allerdings dann doch eher eine Infotafel mit dem Zitat eines britischen Admirals namens Lord Sandwich. Natürlich war der gute Lord nach der Ortschaft Sandwich in Kent, England benannt; aber da wir zu später Stunde hungrig und durstig waren, kamen wir nicht umhin uns die selten dämliche Frage zu stellen, ob der gute Lord wohl auch Namensgeber für das Sandwich war, das wir uns täglich zu Abend schmieren.

Mit dieser Fragestellung war dann auch die Motivation sich mehr Kulturangebote anzuschauen dahin und es ging auf ein Bier in die Skostredet, wo auf der Außenterrasse des Folk & Røvere vorab zum kommenden Internationalen Filmfestival in Bergen Kurzfilme gezeigt wurden. Die Skostredet, wo sich einige gemütliche Bars und Diners befinden, war bereits ganz nach Bergen Art mit Regenschirmen und Rädern geschmückt - in Vorbereitung auf die anstehenden Fahrrad-WM.

Ich hoffe mein Wille das Kulturangebot wahrzunehmen war erkennbar. Über die fehlende Motivation zum Ende hin tröste ich mich mit dem Wissen hinweg, dass ich mit meinem Tour Guide Ausweis beinahe sämtliche Museen hier in Bergen kostenfrei besuchen kann. Es ist also noch nicht aller Tage Abend was das Erkunden der Kulturangebote in Bergen angeht. ;-) Für Sparfuchs-Touristen ist die Kulturnacht aber auf jeden Fall eine wunderbare Gelegenheit im ohnehin schon teuren Norwegen die ein oder andere Krone an Eintritt zu sparen.

Soviel als Fazit zur Kulturnacht. Und hier im Blog geht es dann bald weiter mit der Fahrrad-WM, die Ende September vor der Tür stand.

Also bis ganz bald
Eure Kristina



  







Dienstag, 28. November 2017

Was in den letzten Wochen geschah

Ich gebe zu, ich habe es mir einfacher vorgestellt regelmäßig Blogeinträge zu schreiben. Und der Grund weshalb ich über viele Wochen nichts geschrieben habe, ist nicht, dass es nichts zu erzählen gäbe.

Im Gegenteil: Es gibt sehr vieles was ich über die Stadt Bergen und über meine Touren während des Sommers schreiben könnte. Fakt ist aber, dass ich es ja noch nicht einmal schaffe, euch über die großen Meilensteine meines Auslandsabenteuers der letzten Wochen auf dem laufenden zu halten. Wie und wann könnte ich also ins Detail gehen?
Daher arbeiten wir heute ganz kurz und knackig mein Leben wie einen Vorspann zu einer TV-Serie auf, damit ihr in etwa eine Idee bekommt, was euch in den nächsten Tagen und Wochen hier auf meinem Blog erwartet. 


Season 1: Was seit September alles so geschah 


Episode 1: Kulturnatt i Bergen / Kulturnacht in Bergen
                  Auch in Norwegen gibt es ab und an etwas
                  umsonst

Episode 2: Sykkel-VM 2017/Fahrrad-WM 2017
                  Heia Norge!

Episode 3: BIFF Bergen Internasjonale FilmFestival
                  Wie man als Freiwillige am Infostand sein
                  Norwegisch poliert

Episode 4: Ein bisschen Wandern zum Entspannen
                  Sonnenschein in Bergen muss IMMER für eine
                  Wanderung genutzt werden

Episode 5: Bäumchen wechsle dich
                  Umzug an zwei Fronten und ihr ahnt es schon:
                  Nichts anderes als Drama

Episode 6: Eröffnung der "Pepperkakebyen" 
                  Das norwegische Miniatur Wunderland aus Lebkuchen

Episode 7: Das "große" Leiden mit der norwegischer Kultur
                  Wieso ich auch hier Single bleiben werde und wie die Katzendame bei den
                  Simpsons enden werde

Episode 8: Glück muss man auch mal haben
                  Klick "Like" bei Facebook, vergiss das und freue dich um so mehr wenn du
                  plötzlich Tickets für ein Handballturnier gewinnst


Season 2: Fortsetzung folgt....

In diesem Sinne verabschiede ich mich erstmal wieder in die Versenkung. Wie ihr ja gerade gelesen habt, habe ich einige Episoden aufzuarbeiten.

Bis dahin
Eure Kristina

                 




Freitag, 1. September 2017

It's Magic!

Der Sommer in Norwegen neigt sich dem Ende zu und ich bin als Tour Guide in Bergen nur noch bis Ende September unterwegs. Dann kehrt in Bergen etwas mehr Ruhe ein und die Stadt gehört wieder überwiegend den Einheimischen. 

Das Abenteuer Norwegen geht für mich aber dennoch weiter. Neben dem Tour Guide Job werde ich im September zusätzlich bei Magic Ice Bergen arbeiten - eine Bar und Galerie, in der (fast) alles aus Eis ist und wo ich dann ab Oktober als festangestellte Vollzeitkraft anzutreffen bin.

Das Schöne ist, dass ich dort dank internationaler Besucher auch weiterhin mit meinen vielen geliebten (und manchmal gehassten) Fremdsprachen arbeiten kann und hoffentlich mit meinen norwegischen Kollegen mein Norwegisch weiter auf Vordermann bringen kann.

Meine liebe Freundin Britta hat sich bei ihrem Besuch in Bergen vorletztes Wochenende schon mal einen Eindruck verschafft, was da arbeitstechnisch und vom Ambiente auf mich zu kommt. Fazit: Kalt, aber cool. 😉 



Denn neben eiskalten, erfrischenden Drinks hat die Ice Bar Skulpturen und Gemälde aus Eis (Schnitzereien) von Edvard Munch und Gustav Klimt zu bieten. Der berühmte Schrei von Munch ist selbstverständlich auch vertreten und es ist natürlich Ehrensache, dass eine Skulptur vom bergensischem Komponisten Edvard Grieg nicht fehlen darf in unserer Eis-Ausstellung.


Wer also noch nicht Gelegenheit hatte mich im schönen Bergen zu besuchen, bekommt noch länger Zeit und ich hoffe der ein oder andere nimmt Bergen nun in seine Urlaubsplanung 2018 mit auf. 😀

Guten Start in den September!
Eure Kristina    




Donnerstag, 17. August 2017

Weitere Impressionen aus Nord-Norwegen


Bodø hat aber natürlich noch mehr zu bieten als nur das Luftfahrtmuseum und schöne Wanderwege. Nach einem kurzen Spaziergang durch die kleine aber feine Innenstadt, wo man u.a. eine Domkirchen mit freistehendem Glockenturm findet, ging es gegen Mittag mit einem RIB Boot zum ca. 30 km entfernten Saltstraumen, der wohl größten Sehenswürdigkeit in der Region rund um Bodø. Der Saltstraumen ist der wohl größte Gezeitenstrom der Welt und auch ein beliebtes Ausflugsziel für Angler. Hier wurde u.a. auch der Weltrekord-Seelachs mit 22,3 kg Gewicht gefangen. Also Hobby-Angler: Auf nach Bodø!!!

Durch den gut 150 Meter breiten Sund fließen im Wechsel der Gezeiten rund 400 Millionen Kubikmeter Wasser, wodurch die beeindruckenden Strudel entstehen, die man am besten beim Gezeitenwechsel beobachten kann. Es ist also auch ein bisschen abhängig von der Tageszeit und vom Glück wie gewaltig und gut ausgeprägt die Strudel sind, wenn man gerade am Saltstraumen ist um sich das Spektakel anzuschauen.

Die Reiserroute per Boot führte auch an diversen Fischfarmen vorbei und der ein oder anderen Seeadler hat sich während der Tour ebenfalls blicken lassen. Auf dem Weg zurück nach Bodø konnte man auch Papageientaucher, die dicht oberhalb der Wasserfläche flogen, sehen. Die Papageientaucher sind ziemlich flink unterwegs - also leider keine Chance für mich ein Foto zu machen. 

Nach dem Ausflug habe ich es mir nicht nehmen meine Reise mit meiner geliebten Hurtigrute fortzusetzen. Es sollte über Nacht nordwärts entlang der Lofoten-Inseln nach Harstad gehen, wo ich am nächsten Tag den Flieger zurück nach Bergen nehmen sollte. Auf den Lofoten konnte man in den diversen Häfen natürlich die Holzgestelle mit dem zum trocknen aufgehängten Stockfisch sehen. Nach wie vor wird hier fleißig Kabeljau gefischt, der dann zum Trocknen über Wochen hinweg an die Luft gehangen wird. Die Trocknung des Fisches ist eine Konservierungsmethode, die in Norwegen bereits seit dem 8. Jahrhundert praktiziert wird. Und vor allem für die Stadt Bergen und die Deutsche Hanse im hatte der Stockfisch zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert besondere Bedeutung; da Bergen damals Umschlagplatz für die Stockfisch-Lieferungen aus dem hohen Norden war. 



Wer mich allerdings kennt, weiß, dass ich nicht gerade der größte Fisch-Fan bin und auch in getrockneter Form ist er bei mir nicht wesentlich beliebter geworden. Also erzähle ich euch lieber, dass dann rund um Mitternacht mit der Hurtigrute in Richtung des Trollfjords ging. Der Trollfjord ist an seiner Mündung zum Raftsund hin nur 100 Meter breit und das macht es besonders spektakulär, wenn man mit den Schiffen in den Trollfjord hineinfährt. Und obwohl ich nun bereits zum dritten Mal am Trollfjord war, fasziniert er mich immer noch. Wer sich die Fotos in der Fotogalerie anschaut oder selbst schon mal dort gewesen ist, wird verstehen was ich meine.

Kurz nach verlassen des Trollfjord war es auch schon Mitternacht - tiefrote Fotos mit der Mitternachtssonne sind mir allerdings auch an diesem Tag verwehrt geblieben, da es doch sehr bewölkt war. Aber dennoch konnte man im kaum einen Unterschied zwischen Tages- und Nachtzeit ausmachen. Mir zumindest kam es noch nicht vor als sei es mitten in der Nacht und da ich meine Schlafmaske zu Hause vergessen hatte, fiel mir das einschlafen im Lounge-Bereich recht schwer - denn dieses Mal war ich zum ersten Mal lediglich nur Deckpassagier ohne Kabine an Bord der Hurtigrute 'Richard With'. 

Am nächsten Morgen ging es dann einem kurzen Stopp-Over in Harstad mit dem Bus zum Flughafen in Evenes und mein kleiner Ausflug gen Norden hatte leider schon sein Ende gefunden. Bevor hier jemand Mitleid bekommt, dass ich vor lauter Kreuzfahrtschiffen keine Zeit für längere Urlaube habe, möchte ich euch sagen, dass sich das Arbeiten als Tour Guide anfühlt als sei ich jeden Tag im Urlaub. Ich brauchte nur mal ein paar Tage, an denen ich nicht auf eine Horde erwachsener Menschen aufpassen muss, sondern mal nur auf mich selbst Acht geben musste. So viel Zeit muss sein. ;-)

Eine Auswahl meiner Urlaubsfoto findet ihr wie immer in der Fotogalerie. Viel Spaß beim Bilder anschauen.


Bis bald und lasst euch überraschen, welche Ausflugsziele ich euch rund um Bergen als nächsten vorstelle.

Eure Kristina








 

Sonntag, 6. August 2017

Erste Impressionen aus Nord-Norwegen

Zum Anfang des neuen Monats gibt es dann endlich wieder einen Post von mir. Ich hatte vor einigen Wochen ein paar Tage Zeit um kurz nach Nord-Norwegen zu fliegen und mir mein eigenes Bild von der Mitternachtssonne zu machen.

Ich hatte einen Direktflug gen Norden nach Bodø - Bodø ist laut norwegischem Ministerium für lokale und regionale Entwicklung die attraktivste Stadt, wenn es um nachhaltige Stadtentwicklung geht. Dort erwartete mich strömender Regen; wieso sollte das Wetter dort auch anders sein als in Bergen. ;-)

Also ging es vom Flughafen auf direktem Weg zum norwegischen Luftfahrtmuseum, wo es zwei Ausstellungen rund um die zivile, aber auch rund um die militärische Luftfahrt sowie den alten Tower zu besichtigen gibt. Denn der Flughafen Bodø ist auch ein Stützpunkt der norwegischen Luftwaffe. Das Museum wurde gerade frisch renoviert und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Zu meiner Freude bin dank meiner bergensischen Tour Guide ID gratis ins Museum gekommen. Den einen oder anderen Nutzen muss ja auch seinem Tour Guide Status ziehen. :-) 

                                         Norwegisches Luftfahrtmuseum in Bodø


Glücklicherweise hörte dann gegen Nachmittag der Regen auf, sodass ich am Abend eine tolle Wanderung zum 'Linken' und 'Keiservarden' geniessen konnte. Von meiner Unterkunft aus ging es erst den Fjellveien (Bergweg) hinauf zum Funkmast Linken auf dem Rønviksfjell und von dort zu 'Turisthytta', wo sich ein Parkplatz befindet und von wo oftmals die Wanderung zum Keiservarden gestartet wird. Der Aussichtpunkt des Keiservarden befindet sich auf 366 m Höhe. Die Namensgebung ist übrigens auf Kaiser Wilhelm II. zurückzuführen, der hier bereits im Jahr 1891 den Blick über die Landschaft genoss.

Wanderweg vom Linken zum Keiservarden

Das tolle am Sommer im hohen Norden ist, dass es ab einem gewissen Breitengrad auch spät Abends und Nachts hell bleibt. Das ist in Bodø auch der Fall und so konnte ich mich am Abend auf eine entspannte Wanderung begeben und mir jede Menge Zeit lassen. Durch die Wolken am Himmel konnte ich leider nicht die klassische rote Mitternachtssonne bestaunen, wie man sie von den Postkarten kennt; aber auch mit leichter Bewölkung hat die Natur am späten Abend ihren ganz eigenen Charm. Die Wanderung zum 'Keiservarden' kann ich nur empfehlen, denn vom Gipfel aus kann man die Aussicht auf die in der Ferne liegenden Gebirgswand der Lofoten Inseln genießen.

Aussicht vom Keiservarden Richtung Bodø und Linken

Meine Reise ging natürlich nach der Wanderung am nächsten Tag noch weiter. Dazu aber mehr in meinem nächsten Post, der hoffentlich nicht all zu lange auf sich warten lässt. Ich gelobe Besserung und eine Fotogalerie mit mehr Fotos aus Nord-Norwegen.

Liebe Grüße

Eure Kristina














Samstag, 1. Juli 2017

Hallo aus Norwegens Regenhautpstadt - Hallo aus Bergen!!!

Jetzt ist der letzte Blog-Eintrag schon wieder einige Zeit her und das relativ ungewollt. Aber Bergen wurde im Juni von den Kreuzfahrtschiffen ziemlich gut besucht und dann heißt es für mich: Arbeit, Arbeit, Arbeit.

Der Job als Tour Guide macht bis jetzt jede Menge Spaß und jeden Tag gibt es ein abwechslungsreiches Ausflugsprogramm. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen und jeden Tag gibt es neue Fragen von Gästen und somit neue Impulse und Herausforderungen. Der Juni war auch in anderer Hinsicht besonders.


Es gab einen neuen Rekord hier in Bergen - einen Regenrekord!!!


Die ersten 26 Tage im Juni waren geprägt von Regen, Regen und nochmal Regen. Nicht ununterbrochen natürlich, aber mit genug Niederschlag, sodass die Tage als Regentage registriert wurden. Und das Phänomen gab es seit 1952 nicht mehr. Und ich kann euch sagen, wenn man den Leuten in Aussicht stellt, dass sie gerade an einem neuen Rekord teilhaben, dann kann man ihnen damit ein Lächeln auch beim regnerischen City Sightseeing ins Gesicht zaubern. Und die ein oder andere Wanderung auf dem Fløyen bekommt auch etwas leicht mystisches, wenn es bewölkt ist und die Wolken tief hängen.


                                                   Aussicht vom Ulriken (links) und Fløyen (rechts)
                                             Wanderung rund um den Fløyen: Blick åber Storediket (links) Revurtjernet an der Bjørnebu (rechts)

Wer jetzt aber denkt, dass der Juni deswegen sehr trostlos gewesen sei und es mir hier nicht gut ginge, der irrt. Denn vor allem Abends lässt sich dann doch der ein oder andere Sonnenstrahl blicken und beschert mir hier im Herzen von Bergen an der Bucht Vågen, den einen oder anderen wunderschönen Sonnenuntergang. Und zumindest die letzten drei bis vier Tage haben mit jeder Menge Sonnenschein und zumindest gestern mit grandiosen 24 bis 26 Grad entschädigt, sodass die Massen (inklusive mir) in die Parks gestürmt sind und den "engangsgrill"(ja, das ist norwegisch für den "Einmalgrill") angeschmissen haben. Ich habe auch gleich ein wenig Farbe im Gesicht bekommen - man soll es nicht für möglich halten. Ich habe mir auch gleich ein Sommerkleid online bestellt, falls nach der nächsten Regenperiode, die sich derzeit ankündigt, doch nochmal der Sommer hier ausbricht. Vielleicht klappt's dann auch mit den norwegischen Männern. 😂😂😂




Mein Norwegisch macht im Übrigen kleine, aber feine Fortschritte mit immer neuen Erkenntnissen. Viele Wörter sind nach wie vor sehr ähnlich dem Deutschen oder dem Englischen, aber auch hier gibt es "falsche Freunde". "En travel dag" ist keine Reisetag wie man anhand des Englischen herleiten könnte, sondern ein hektischer Tag. Und vor allem im Bergensk (Dialekt hier in Bergen) ist "Boss" nicht der Boss oder Chef, sondern der Müll (erklärt das mal eurem Chef zu Hause, falls ihr ihn mal wieder einnorden müsst ;-)).

Ansonsten war ich so frei und habe mir drei Tage Auszeit gegönnt, da ich ja vor meiner Abreise nach Norwegen keinen richtigen Urlaub hatte. Es ging für mich für knapp drei Tage nach "Nord-Norge" auf die Sucher nach der Mitternachtssonne. Ob ich sie gefunden habe, erzähle ich dann bald in einem neuem Post - ich sichte noch fleißig die Fotos und berichte dann ausführlicher. Ich wollte hier und heute nur mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben.

In diesem Sinne "Takk for i dag"
Eure Kristina






  

Montag, 19. Juni 2017

Hast du nichts, kannst du nichts...

Es wird mal wieder Zeit euch auf dem Laufenden zu halten was in Norwegen so los ist. Und da ich gerade auf dem Heimweg von meinem kurzen Mini-Urlaub in Nord-Norwegen bin, nutze ich Zeit um euch ein paar Zeilen schreiben. Thema heute: norwegische Bürokratie und Banken, die mich wahnsinnig machen.

Als neue Einwohnerin musste ich mich natürlich entsprechend registrieren, ABER: Ohne Termin geht hier gar nichts und auf den musste ich sage und schreibe 3 Wochen warten. Nach Unterschrift meines Arbeitsvertrags sollte es dann zum Skattetaten - dem Finanzamt - gehen, um meine Steuernummer etc. zu beantragen.
Überall im Internet findet man Informationen, dass hierzu nicht nur der Arbeitsvertrag notwendig ist, sondern auch das Registrierungszertifikat. Da gab es die ersten großen Fragezeichen über meinem Kopf, DENN: solch ein Zertifikat habe ich nicht erhalten als ich mich registrierte. Schlussfolgerung: Abwarten und Tee trinken, kommt bestimmt bald mit der Post.

Als gut drei Wochen später immer noch keine Post ins Haus geflattert kam, bin ich mit meinem Arbeitsvertrag einfach so zum Skattetaten um mal nachzufragen, ob es auch ohne Zertifikat geht. Die Dame schaute mich ganz verwirrt an und sagte nur: "Nö, eigentlich brauche ich nur ihren Pass und ihren Arbeitsvertrag." Gut, dass ich drei Wochen für nichts auf nichts gewartet habe. *Ironie off*

Da ich als Tour Guide auftragsbasiert bezahlt werde und mein Gehalt von Monat zu Monat abweicht, sollte ich auf Bitte meiner Agentur sogenannte Prosentkort beantragen. Es gibt hier in Norwegen auch die sogenannte Tabellkort. Den Unterschied habe ich noch nicht so recht verstanden - angeblich hängt es davon ab, ob du ein fixes Einkommen hast oder dein Einkommen variiert. Als kleine Unterstützung hatte die Agentur sogar ein Schreiben auf norwegische für das Skattetaten mitgegeben, damit bei der Beantragung ja nichts schief läuft.

DENKSTE! 2 Wochen später hatte ich einen Schrieb vom Skattetaten im Postkasten - allerdings eine Tabellkort. Also ging das Spielchen von vorne los und nach einigem diskutieren wurde die Tabellkort zur Prosentkort umgeschrieben, denn ohne Prosentkort macht die Buchhaltung meiner Agentur wohl nichts - und das heißt kein Gehalt. Also diskutiere ich da lieber mit dem Finanzamt, denn ohne Gehalt zahlt sich mein WG-Zimmer leider nicht von selbst.

Mit dem Schrieb vom Skattetaten gab es dann auch meine "Fødselsnummer". Ohne die kann man in Norwegen auch nichts machen. Kein Haus kaufen (keine Panik, ist bei mir noch nicht soweit) und kein Bankkonto eröffnen (Wichtig für Gehaltsüberweisung). Aber auch das mit dem Konto war nicht so leicht:
  • Bank 1: Ich am Start, junger Bankangestellter am Start - wie sind die einzigen Menschen in der Bank - alle relevanten Unterlagen am Start, ABER: ohne vorherige Terminvereinbarung könne man mir kein Konto eröffnen
  • Bank 2: Kontoeröffnung für Leute ohne Bank.-ID (hast du nur, wenn du schon ein Konto in NO hast) dauert ca. 5 bis 7 Wochen (einer Kolleging wurde erklärt es dauert so lange, weil die Zentrale sich in Oslo befindet - gehen die zu Fuß dahin um die Unterlagen einzureichen oder was???)
  • Bank 3: Kontoeröffnung ohne Termin und zu quasi sofort (die Bankkarte erhalten sie innerhalb einer Woche zugeschickt)  möglich - Hallelujah!

Eine Art Zertifikat, dass ich registriert bin bzw. eine Steuernummer habe, kam übrigens gut eine Woche nach meinem Schreiben vom Skattetaten. Es wurde also mit Vergabe meiner Steuernummer erstellt... Sehr verwirrend und nervenaufreibend das Ganze. Dadurch, dass Norwegen ja sonst immer so fortschrittlich ist, hatte ich mir das unkomplizierter vorgestellt. Da wünscht man sich doch glatt das Bürgeramt Hannover-Herrenhausen zurück - wobei man da mittlerweile auch Termine machen muss...

In diesem Sinne bis zu unserem nächsten Termin hier in meinem Blog
Eure Kristina






Sonntag, 11. Juni 2017

Stoltzekleiven und der fliegende Anker

Willkommen zu einer weiteren Ausgabe rund um das Thema Wandern. Dieses Mal war ich unterwegs mit einigen meiner Tour Guide Kollegen und wir hatten ein Ziel: Beweisen, dass wir unseren Touristen keinen Quatsch erzählen.

Hintergrund: Bei jeder Stadtrundfahrt mit dem Bus durch Bergen erzählen wir von der Explosion des niederländischen Schiffes Voorboode, das während des zweiten Weltkrieges im Hafen von Bergen explodierte und viele Häuser in dem Stadtteil Nordnes zerstörte, aber auch im ehemaligen Hanseviertel Bryggen oder an vielen anderen kulturell wichtigen Gebäuden wie der Håkonshalle oder dem Rosenkrantz-Turm großen Schaden anrichtete.

Wir erzählen auch gerne, dass angeblich der Anker des Schiffe durch die Explosion soweit weg geschleudert wurde, dass man den Anker heute in ca. 3 km Luftlinie entfernt auf dem Berg Sandviken finden kann. Bei einem abendlichen Feierabendbier hatten wir dann die glorreiche Idee uns auf die Suche nach dem Anker zu machen, um sicher zu gehen, dass wir bei unseren Touren auch keinen Blödsinn erzählen.

Die Recherchen ergaben: Um fündig zu werden, muss man erst wieder hoch hinaus und die über 800 Stufen den Stoltzekleiven hinauf auf das Aussichtsplateau des Sandviken. Gesagt, getan: Oben auf dem Sandviken ankommen, konnte die Suche dann los gehen. 

Stoltzekleiven, die Zweite - mit Ismaele, Cristina und Ana
Meine besten Freunde GoogleMaps und Wikipedia hatten mir vorab verraten, dass wir an einem großen See entlang wandern mussten, um zu einer Hütte namens "Ankerhytten" zu kommen. Diese Hütte trägt natürlich ihren Name, weil - ja, ja, ihr ahnt es - der Anker in der Nähe zu finden ist. Und dennoch war die Hütte nicht ganz so leicht zu finden, da sie mit ihrem Grasdach quasi inkognito war und erst beim zweiten oder dritten Hinsehen als Hütte und somit als unser Ziel erkennbar war.


Und keine zwei Meter von der Hütte entfernt lag er: der Anker, bzw. ein Teil davon. Man konnte ja nicht tatsächlich davon ausgehen, dass ein kompletter Anker zu finden sei. Bis heute geht man davon aus, dass die Explosion des Schiffes Voorboode ein Unfall war, auch wenn es am 20.04.1944 - also an Hitlers Geburtstag - explodierte. Das Schiff hatte auf seiner Fahrt von Oslo nach Kirkenes an der russischen Grenze im Hafen von Bergen aufgrund von technischen Problemen an Bord unplanmäßig Halt gemacht und ist mit gut 150 Tonnen Munition explodiert.

"Schatzsuche" beendet - Ankerteil gefunden

Eigentlich hatten wir vor den selben Weg zurück zu gehen wie wir gekommen waren, aber unserer nicht vorhandene Orientierung hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und hat den Heimweg etwas abenteuerlicher starten lassen als geplant. Denn anstatt gen Osten waren wir eher südlich unterwegs und kamen irgendwann an einen etwas steileren Abhang, den man schon eher als Kletterparadies bezeichnen konnten und weniger als einen Weg. Das Problem der Orientierungslosigkeit von Wanderern scheint aber bekannt zu sein, denn wir fanden eine kleine Kletterhilfe in Form eines dicken Seils vor, die uns den Abstieg zum touristengerechten asphaltierten Wanderweg zurück nach Hause erleichterte.

Kleine ungeplante Kletterpartie gefällig?

Ihr seht also, eine Wandertour muss nicht immer stinklangweilig sein. Das kann schneller als Abenteuer enden als man denkt. Für mich war es an dem Tag doppelt anstrengend. Ich hatte nämlich bereits tagsüber eine Wandertour am Berg Fløyen und Rundemanen. Aber man sagt ja: Jeder Gang macht schlank und ich verspreche, beim nächsten Blogeintrag geht es nicht wieder ums Wandern. ;-)

Bis dahin liebe Grüße
Eure Kristina







Sonntag, 4. Juni 2017

På søndagstur


Vergangene Woche waren meine Eltern zu Besuch hier in Bergen. Ich konnte mich also an den Tagen, an denen ich nicht sowieso schon als Tour Guide für diverse Kreuzfahrtschiffe unterwegs war, voll und ganz austoben und meinen Eltern die Stadt Bergen zeigen - bei guten und bei schlechtem Wetter, wie sich das in Bergen gehört.

Neben einem ausgiebigen Stadtrundgang (bei Sonnenschein) und dem Besuch der Stabkirche in Fantoft und dem Freilicht-Museum Alt-Bergen (bei Regen), stand auch eine Wanderung auf dem Programm. Und wie sich das hier in Norwegen gehört, haben mein Papa und ich die Wanderung an einem Sontag gemacht. Hier in Norwegen hat nämlich die sogenannte Søndagstur große Tradition.

Unsere Sonntagstour sollte uns vom höchsten der sieben Stadtberge, dem Ulriken, über die Gebirgshochfläche Vidden zum Fløyen führen. An diesem Sonntag fand gleichzeitig auch die 7-Berge-Wanderung hier in Bergen statt, weshalb es am Ulriken und am Fløyen ordentlichen Gegenverkehr von tausenden Wanderern gab. Wer alle sieben Berge an einem Stück auf der vorgegebenen Route abwandert, hat am Ende gut 3,5 skandinavische Meilen (1 Meile = 10 km) und in Summe 2.400 Höhenmeter hinter sich gebracht.

Aussicht vom Ulriken an einem sonnigen Tag

Wir haben uns an diesem Tag mit rund 13 km über den Vidden zufrieden gegeben und haben es uns auch noch leicht gemacht indem wir den Ulriken nicht hochgewandert, sondern einfach mit der Gondel hochgefahren sind. Es waren schlicht weg zu viele Leute unterwegs; denn an der 7-Berge-Wanderung haben rund 6.000 Leute teilgenommen, die am Sonntagvormittag alle den Ulriken hinauf- und hinab gewandert sind.

Das Wetter war ziemlich gnädig mit uns. Obwohl Regen vorgesagt war, war es lediglich bewölkt und zum Ende der Tour kam auch noch die Sonne raus. Zum Glück führte die 7-Berge-Wanderung nicht über den Vidden, sodass wir relativ ungestört vor uns hinwandern konnten. Um es den Norwegern gleich zu tun, hatten wir selbstverständlich auch unser "Matpakke" (Lunchpaket) dabei, um uns bei kleinen Pausen zu stärken.

Das was mich aber immer wieder fasziniert, ist, dass an Wanderwegen, wo man seinen Weg über das Gestein suchen muss und ich drei Mal überlege, wo ich meinen Fuß als nächstes hinsetze um mich nicht lang zu machen, es Leute gibt, die einfach so gemütlich vor sich hin joggen. ;-) Genauso interessant: Auf dem Weg trafen wir eine norwegische Familie mit vier Kindern - Mutter mit Säugling vor der Brust, Vater mit ca. 2 jährigem Kind auf dem Rücken und die beiden anderen ca. 4 und 6 Jahre alten Kinder marschierten neben her ohne Mucken und Murren. Lange Strecken zu wandern gehört hier also zur frühkindlichen Erziehung dazu. Hätte mit mir und meiner Schwester damals im Familienurlaub sicherlich nicht geklappt...

Je näher wir dem Fløyen kamen, desto einfacher wurde übrigens der Weg. Ich würde also immer empfehlen mit dem Ulriken zu beginnen, da am Fløyen viele der Wege ausschließlich Schotterwege oder sogar gepflasterte Wege sind. Da macht es dann nicht mehr so viel, wenn die Kräfte und die Konzentration ein wenig nach lassen.

Aussicht vom Fløyen aus

Und weil ich kein Literaturnobelpreisträger bin und auch in diesem Leben nicht mehr werde, verzichte ich auf eine nähere Beschreibung der Aussichten während der Wanderung und lasse euch lieber direkt einen Blick in meine Fotogalerie werfen. Noch besser wäre, ihr bucht einen Flug hierher und wandert selber mit mir in und um Bergen herum.

Bis bald
Eure Kristina

Sonntag, 21. Mai 2017

Gratulerer med dagen Norge

Ach ja, die Ereignisse hier in Norwegen überschlagen sich für mich regelrecht. Da komme ich gar nicht hinterher euch ordentlich von allem zu berichten. Ich fange erstmal mit dem wichtigsten Tag dieser Woche an - dem 17. Mai.

Der 17. Mai ist hier in Norwegen der Nationalfeiertag. Aber die Norweger feiern an diesem Tag nicht ihre Unabhängigkeit von Schweden in 1905 wie viele Leute fälschlicherweise immer glauben. Nein. Sie feiern ihre Verfassung. Diese wurde nämlich am 17.05.1814 in Eidsvoll von Christian Friedrich, dem Neffen des dänischen Königs, unterzeichnet und er selbst zum König gewählt.

Norwegen war bis Dato in einer Personalunion mit Dänemark, doch nachdem die Dänen an der Seite von Napoleon den napoleonische Krieg verloren hatten, forderte Schweden Norwegen als "Kriegsbeute" ein. Nur für kurze Zeit war Norwegen unabhängig und verabschiedete seine Verfassung bevor Norwegen tatsächlich dem Königreich Schweden zugesprochen wurde. Die Verfassung wurde allerdings weiterhin vom Schwedischen König anerkannt und sie hat - bis auf wenige Änderungen - bis heute bestand. (Ich weiß, ihr wollt das alles gar nicht wissen, aber ein bisschen Historie muss sein ;-) )

Grund genug also für die Norwegen jedes Jahr aufs Neue auf die Straße zu gehen und dieses Ereignis zu feiern.

Bereits in den letzten Wochen wurde Nahe der Bergenhus Festung ein Tivoli aufgebaut, sämtliche Blumenbeete rund um öffentliche Plätzen wie dem Musikpavillon oder dem Theater wurden mit Blumen in den Farben der Nationalflagge bepflanzt und auf den Balkonen und Dächern der Häuser wurden jede Menge norwegische Flaggen gehisst. Ich hatte selbstverständlich vorgesorgt und mir selber auch eine Flagge besorgt - ich bin ja kein Amateur. :-)

Da ich in der kurzen Zeit aber noch nicht in eine norwegische Familie eingeheiratet habe oder ausreichende norwegische Freunde finden konnte, kann ich euch ehrlich gesagt noch keinen typisch norwegischen 17. Mai beschreiben. Mir wurde allerdings gesagt, die Norweger beginnen den Tag mit einem recht frühen "Champagner"-Frühstück, um dann hinterher feuchtfröhlich auf der Straße weiter zu feiern.

Ich habe das einfach mal auf mich übertragen und habe den Tag um Punkt 09 Uhr mit einem "Cider"-Frühstück begonnen - Champagner wird sowieso überschätzt. Anschließend ging es dann Richtung Fischmarkt, wo ich ca. 2 Stunden die Parade bestaunt habe. Die verschiedensten Vereine und Institutionen haben an der Parade teilgenommen. Einer meiner Favoriten war die Fakultät für Zahnmedizin mit einem Wagen in Design eines Zahns und Karius und Baktus an Bord - ihr erinnert euch noch an die Geschichte? Auch der Wagen mit dem Thema "Spiel gut" war nicht schlecht. Und auch der Tennisverein war ein wenig kreativ.


Die für Bergen typischen und traditionellen Buekorps waren natürlich auch dabei und haben mit ihren Kapellen ordentlich den Marsch geblasen. Die Buerkorps sind Jugendorganisationen und beginnen mit ihren Proben meist ab März. In den letzten Wochen konnte man sie schon immer Spielen hören, egal wo man hier unterwegs war.

Buekorps
Ebenfalls mit von der Partie waren die Russ (sprich: Rüss). Die Russ sind die Absolventen der Oberstufen, die meist Ende April/Anfang Mai bereits anfangen ihren Abschluss zu feiern - den sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht haben. Das Ende der sogenannten "Russtiden" (Russzeit) ist dann der 17. Mai. Was ich besonders interessant finde: die Abschlussprüfungen werden wohl erst nach dem 17. Mai geschrieben. Hier wird also erst wochenlang gefeiert und dann die Prüfung abgelegt. 
Während der Russtiden laufen die Schüler auch permanent in Jumpsuits in blau, rot und teilweise in schwarz durch die Gegend. Eigentlich sollten die Farben ein Indikator dafür sein, wo die Schüler ihren Abschluss machen (rot = allgemeinbildendes Gymnasium, blau = Handelsgymnasium, schwarz = Berufsschule). Nachfragen bei den Russ auf der Straßen in den letzte Wochen haben aber ergeben, dass viele den Jumpsuit einfach in der Farbe bestellen, die sie persönlich besser finden. ;-) 

Auch schön anzusehen waren sämtliche Damen in ihren Bunads. Der Bunad ist die traditionelle Nationaltracht hier in Norwegen. Je nach Region variiert die Farbe und das Design des Bunad. Für Frauen ist der Bunad natürlich ein Kleid, für die Herren der Schöpfung gibt es dann selbstverständlich auch eine Variante - die war allerdings nicht so oft zu bestaunen. Die Herren der Schöpfung haben dann doch lieber einen Anzug vorgezogen. Ich hatte beschlossen, mangels klassischem Bunad, mein Outfit an den Farben der Nationalflagge zu orientieren.



Tagsüber gab es hier in Bergen an verschiedenen Orten natürlich auch diverse Konzerte, Ansprachen usw. Leider fing es gegen Abend an zu regnen, kurz vorm Abschlussfeuerwerk konnte ich mich aber doch aufraffen noch mal loszuziehen. Ansonsten hätte ich die völlig asynchron gesungene Nationalhymne der recht angeheiterten Norweger nicht mit erlebt. Auf die erste standesgemäß gesungene Nationalhymne muss ich also leider noch etwas warten. ;-) 

Mehr Fotos gibt es unter folgendem Link und dann soll es das für heute erstmal gewesen sein. 

Eure Kristina








Dienstag, 16. Mai 2017

Løvstakken Opp - Heia, heia!!!

Am Samstag war es soweit! Meine erste Teilnahme an einem norwegischen Laufwettbewerb stand an. Wenn das mal keine tolle Gelegenheit ist euch Berg Nr. 3 von insgesamt sieben Stadtbergen vorzustellen, dann weiß ich auch nicht.

Es sollte auf den Løvstakken gehen. Voll motiviert bin ich von zu Hause locker losgejoggt, ca. 3 km trennten mich von meinem zu Hause und der Startgeraden, die keine Gerade war. 3 km sind eigentlich nicht weit und eigentlich machbar. Eigentlich.
Wenn da nicht so viele Hügel unterwegs wären. Ich kam also schon halbwegs fertig mit der Welt am Start an und bekam somit schon mal eine Idee wie es mir wohl ergehen würde, wenn ich die 400 Höhenmeter auf 2,1 km lange Strecke tatsächlich laufen würden.

Laut Ausschreibung, jetzt kommt's, "det er en løype som karakteriseres som godt løpbar". Heißt soviel wie: Der Lauf zeichnet sich dadurch aus, dass er gut 'laufbar' ist. Das hat für mich persönlich gute 300 m lang nach Start funktioniert, danach habe ich dann beschlossen es den teilnehmenden Familien gleich zu tun und lieber fix den Berg rauf zu wandern statt schwer hechelnd hinauf zu joggen. Das Gefälle war dann doch noch eine Nummer zu groß für mich Flachland-Läufer. 

Das Laufterrain
Die Strecke war gut markiert und bestand aus Schotterwegen, Waldwegen aber auch einfach nur Felsen. Nette Schilder entlang des Weges mit Sprüchen wie "Du er kjempeflink" (in etwa: Du bist super tüchtig) und freiwillige Helfer mit "Heia Heia"-Rufen haben den Weg auf den Gipfel begleitet und geleitet. Dass viele Norweger tatsächlich da hoch gejoggt sind, überrascht mich nach meiner Erfahrung am Stoltzekleiven schon gar nicht mehr. Ich persönlich glaube ja mittlerweile Norweger sind gar keine Menschen, sondern sind eher sowas wie Bergziegen, die keine Probleme haben fix bergauf zu kommen (Bergziegen sind ausgezeichnete Kletterer, die in 20 Minuten über 450 Hm überwinden können). ;-)

Oben angekommen, wurden die Anstrengungen mehrfach belohnt: mit einer Teilnehmermedaille, Getränken und - eigentlich am Besten - einer tollen Aussicht. Es war das erste Mal, dass ich einen der Berge südlich des Stadtzentrums erklommen habe und es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Sogar den Flughafen Flesland konnte man auf einer Seite sehen und auf der anderen Seite hatte man immer noch eine schöne Aussicht über den Byfjord und das Stadtzentrum.


Links: Ausblick Richtung Flesland                      Rechts: Ausblick Richtung Bergen Stadtzentrum
Mit gut 13 Grad und vereinzelten Regentropfen hatten wir meiner Meinung nach bestes Lauf- bzw. Wanderwetter. Es waren unzählige Familien am Start und es überrascht mich immer wieder wie viele Familien mit Kleinkind oder Baby auf dem Rücken unterwegs sind und mal eben den Berg hoch pesen.


Links: Blick über Kalfaret und Møllendalen           Rechts: Geschafft und stolz wie Oskar!
Und wer den Berg hoch kommt, der muss ihn hinterher natürlich auch wieder irgendwie runter. Da ich mit der "Trim Aktiv" Gruppe und nicht im offiziellen Laufwettbewerb gestartet bin und das Hauptfeld erst nach uns auf die Strecke losgelassen wurde, hieß es für uns: Bitte Strecke freihalten und leicht abseits der Strecke einen Weg nach unten finden.
Das war fast abenteuerlicher als der Weg nach oben. Nebenbei konnte man natürlich die noch aktiven Läufer des Hauptfeldes mit "Heia Heia"-Rufen unterstützen. 

Das ging mir natürlich super über die Lippen, wohlwissend, dass unten wieder Getränke und Hot Dogs for free (alles in Startgebühr inklusive - Heia!) auf mich warteten. Ich habe mir natürlich gleich zwei Hot Dogs gegönnt - einen fürs Berg rauf und einen fürs Berg runter wandern. Versteht sich doch von selbst. 😛

Ich habe übrigens laut Zeitnahmechip 35:23 Minuten für den Weg nach oben gebraucht. Die Gewinnerin des Hauptfeldes brauchte nur sage und schreibe 16:14 Minuten. Ich hoffe ihr versteht jetzt was ich meine, wenn ich sage die Norweger laufen die Berge hier hoch wie Bergziegen. Aber ich habe ja noch den ganzen Sommer über Zeit für ausreichend Bergtraining. Vielleicht werde ich hier ja auch noch zur Bergziege. Ich hoffe aber auch, dass ich hier noch andere Laufevents finde, wo die Höhenmeter auf etwas mehr Strecke verteilt sind.

Morgen, am 17. Mai., ist hier erstmal Nationalfeiertag angesagt. Ich bin gespannt und berichte euch selbstverständlich sehr bald davon. Der Wetterbericht sagt für Bergen Sonne, leicht bewölkten Himmel und um die 16 Grad voraus - damit können meine neu erstandene Norwegenflagge, mein Feiertagsdress und ich morgen bestens "arbeiten". 😊

Takk for i dag og vi høres snart
(Danke für heute und wir hören uns bald)

Eure Kristina











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