Vergangene Woche
waren meine Eltern zu Besuch hier in Bergen. Ich konnte mich also an den Tagen,
an denen ich nicht sowieso schon als Tour Guide für diverse Kreuzfahrtschiffe
unterwegs war, voll und ganz austoben und meinen Eltern die Stadt Bergen zeigen
- bei guten und bei schlechtem Wetter, wie sich das in Bergen gehört.
Neben
einem ausgiebigen Stadtrundgang (bei Sonnenschein) und dem Besuch der
Stabkirche in Fantoft und dem Freilicht-Museum Alt-Bergen (bei Regen), stand
auch eine Wanderung auf dem Programm. Und wie sich das hier in Norwegen gehört,
haben mein Papa und ich die Wanderung an einem Sontag gemacht. Hier in Norwegen
hat nämlich die sogenannte Søndagstur
große Tradition.
Unsere
Sonntagstour sollte uns vom höchsten der sieben Stadtberge, dem Ulriken, über
die Gebirgshochfläche Vidden zum Fløyen führen. An diesem Sonntag fand gleichzeitig auch die
7-Berge-Wanderung hier in Bergen statt, weshalb es am Ulriken und am Fløyen
ordentlichen Gegenverkehr von tausenden Wanderern gab. Wer alle sieben Berge an einem Stück auf der
vorgegebenen Route abwandert, hat am Ende gut 3,5 skandinavische Meilen (1 Meile = 10
km) und in Summe 2.400 Höhenmeter hinter sich gebracht.
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Aussicht vom Ulriken an einem sonnigen Tag |
Wir haben uns an
diesem Tag mit rund 13 km über den Vidden zufrieden gegeben und haben es uns
auch noch leicht gemacht indem wir den Ulriken nicht hochgewandert,
sondern einfach mit der Gondel hochgefahren sind. Es waren schlicht weg zu viele Leute
unterwegs; denn an der 7-Berge-Wanderung haben rund 6.000 Leute teilgenommen, die am Sonntagvormittag alle den Ulriken hinauf- und hinab gewandert sind.
Das Wetter war
ziemlich gnädig mit uns. Obwohl Regen vorgesagt war, war es lediglich bewölkt
und zum Ende der Tour kam auch noch die Sonne raus. Zum Glück führte die
7-Berge-Wanderung nicht über den Vidden, sodass wir relativ ungestört vor uns
hinwandern konnten. Um es den Norwegern gleich zu tun, hatten wir
selbstverständlich auch unser "Matpakke" (Lunchpaket) dabei, um uns
bei kleinen Pausen zu stärken.
Das was mich aber immer wieder fasziniert, ist, dass an Wanderwegen, wo man seinen Weg über das
Gestein suchen muss und ich drei Mal überlege, wo ich meinen Fuß als nächstes hinsetze um mich
nicht lang zu machen, es Leute gibt, die einfach so gemütlich vor sich hin joggen. ;-)
Genauso interessant: Auf dem Weg trafen wir eine norwegische Familie mit vier
Kindern - Mutter mit Säugling vor der Brust, Vater mit ca. 2 jährigem Kind auf
dem Rücken und die beiden anderen ca. 4 und 6 Jahre alten Kinder marschierten
neben her ohne Mucken und Murren. Lange Strecken zu wandern gehört hier also
zur frühkindlichen Erziehung dazu. Hätte mit mir und meiner Schwester damals im Familienurlaub sicherlich nicht geklappt...
Je näher wir dem Fløyen kamen, desto einfacher wurde übrigens der Weg. Ich würde also immer empfehlen mit dem Ulriken zu beginnen, da am Fløyen viele der Wege ausschließlich Schotterwege oder sogar gepflasterte Wege sind. Da macht es dann nicht mehr so viel, wenn die Kräfte und die Konzentration ein wenig nach lassen.
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Aussicht vom Fløyen aus |
Und
weil ich kein Literaturnobelpreisträger bin und auch in diesem Leben nicht mehr
werde, verzichte ich auf eine nähere Beschreibung der
Aussichten während der Wanderung und lasse euch lieber direkt einen Blick in meine Fotogalerie
werfen. Noch besser wäre, ihr bucht einen Flug hierher und wandert selber mit
mir in und um Bergen herum.
Bis bald
Eure Kristina